Dritte "Oase gechenkten Lebens"

Nach den ersten beiden „Oasen geschenkten Lebens“ an der

Wilhelm-Heinrich-Brücke und in der Stengelanlage fand am Sonntag, dem 21. Mai

2017, eine weitere Gedenkstätte im Echelmeyerpark in Saarbrücken St. Johann

ihren Platz.

Die Initiative zu diesem Projekt stammt von der Arbeitsgemeinschaft

„Infoteam Organspende Saar“ (IOS) der Selbsthilfe „Niere Saar e.V.“, die die

Interessen der Dialysepatienten und Nierentransplantierten im Saarland

vertritt. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Soziales, Gesundheit,

Frauen und Familie wurde das Konzept erarbeitet.

Die Landeshauptstadt Saarbrücken stellte wie bereits in den vergangenen

Jahren die Fläche für die Gedenkstätte zu Ehren der Saarländerinnen und

Saarländer, die mit ihrer Organspende ihren Mitmenschen Chance und Hoffnung auf ein neues Leben geschenkt haben, zur Verfügung. Weitere Unterstützer fanden

sich in der Saarländischen Ärztekammer und der DSO (Deutsche Stiftung für Organtransplantation).

Der feierlichen Einweihung ging ein vom IOS gestalteter Dankgottesdienst in der katholischen Pfarrkirche St. Michael, St. Johann voran.

An der von Pfarrer Eugen Vogt zelebrierten Gemeindemesse nahmen ca. 100 Besucher, darunter Angehörige von Organspendern, Lebendspender, Organempfänger, Menschen auf der Warteliste und viele Unterstützer teil.  Das Thema des Gottesdienstes „Luft zum Atmen“ wurde zunächst mit der Verlesung des Dankesbriefes einer Lungenempfängerin durch Frau Anne-Bärbel Blaes-Eise

(DSO) aufgegriffen. Die aufrüttelnden und sehr emotionalen Worte der jungen Frau an die Angehörigen ihrer Spenderin gingen unter die Haut. Gerade mal 30 Jahre alt, von der Erbkrankheit Mukoviszidose betroffen, konnte sie zuletzt ohne Schmerzen und Sauerstoff, keinen Atemzug mehr machen. Dann, dem Tode nah, kam endlich die rettende Spende. Eine Lunge, mit der sie durchatmen konnte,

ganz alleine, wie ein normaler Mensch! – Neues Leben - welch ein Geschenk! In der darauffolgenden Predigt ging Pfarrer Eugen Vogt mit sehr klaren und offenen Worten auf das Thema Organspende ein. Nach einer kurzen Betrachtung der bedrückenden Organspendesituation in Bund und Land mit stetig zurückgehenden Spenderzahlen, ging er auf die Wichtigkeit von Entscheidungen in Organspendeausweis und Patientenverfügung ein. Dass viele sich damit schwer tun, begründete er u.a. damit, dass es immer noch die Sorge gibt, ob mögliche Organspender wirklich sicher sein können, dass sie zum Zeitpunkt der Organentnahme wirklich tot und nicht nur sterbend sind. Auch die Kirche, betonte er, unterstreicht, dass der Hirntod das beste und sicherste Kriterium

ist, um den tatsächlichen Tod eines Menschen festzustellen.

Weiter Pfarrer Vogt wörtlich:

„…Ich lebe, und auch ihr werdet leben“, sagt Jesus im Evangelium diesen Sonntags (Joh. 14, 15-21). Die vielen schwerkranken Menschen, die auf ein Spenderorgan warten, können uns nicht gleichgültig sein. Es geht um ihr Leben und um neue Lebenschancen und –perspektiven. Wir selber können jederzeit in solche Situationen kommen.  Viele von uns bewegt auch das Motiv der christlichen Nächstenliebe, wenn wir nachdenken über die Möglichkeit selber Organspender zu werden. Dabei brauchen wir Hilfen zur Orientierung, um eine gute und reflektierte Entscheidung in Freiheit zu treffen.

… Die Organspende ist eine Möglichkeit, das empfangene Geschenk des Lebens und die erfahrene Zuwendung Gottes an andere weiter zu schenken. Diese Form der Nächstenliebe eröffnet noch im eigenen Tod Lebensmöglichkeiten für einen Mitmenschen.

Die Entscheidung soll frei getroffen werden, die Organspende ist keine generelle Verpflichtung und darf nicht durch moralischen Druck erzwungen werden. Vom Glauben an die leibliche Auferstehung her gibt es keine Vorbehalte gegen die Organspende. Unser irdischer Leib wird verwandelt, er besteht nicht unverändert fort. Auferstehungsglaube hängt nicht an der Unversehrtheit des

Leichnams.

… Danken wir heute für das Geschenk des Lebens und des Glaubens, für dasGeschenk des neuen Lebens durch Menschen, die sich für  eine Organspende entscheiden, und für die Hoffnung, dass wir als eine Gemeinschaft der Lebenden und Verstorbenen einmal ganz in Gott leben dürfen, weil der Tod zwar für uns eine Grenze ist, aber nicht für die Liebe Gottes.

Im Anschluss an den sehr schönen und bewegenden Gottesdienst begeisterten Oku (Keyboard und Gesang) und Lisa (Geige) von der bekannten saarländischen Band OQmanSolo die Kirchenbesucher. Mit den Songs „Herz zu verschenken“ (zweite Oase geschenkten Lebens) und dem eigens für diese Veranstaltung von Oku getexteten und komponierten „Hurricane“ leiteten die beiden stimmig, sowie stimmungsvoll die Einweihungsfeierlichkeiten ein:

 

„…Du hauchtest mir das Leben ein - als es dunkel war

Du brachtest mir das Schweben bei - als ich unten war

In tiefer Not kurz vor`m Ertrinken

Ein Stein, der tief zu Boden sinkt

Deine Luft füllt meine Hülle wieder auf

Die steigt und mich nach oben bringt

Du atmest aus ich atme ein, das was du warst, das werde ich sein

Hurricane …

… Jede Reise geht vorbei-

und jeder Luftzug ist ne Story für uns zwei"

 

Mit weißen Luftballons in Händen begaben sich darauf über 60 Besucher gemeinsam in den nahegelegenen Echelmeyerpark.

Dort begrüßte Klaus Schmitt (Vorsitzender Niere Saar e.V.) alle Teilnehmer, bedankte sich ganz herzlich bei allen Unterstützern und freute sich insbesondere über den regen Zuspruch.  In den Ansprachen von Dr. Holger Kessler, Vertreter des Gesundheitsministerium,

Harald Schindel, Vertreter und Beigeordneter der Stadt Saarbrücken, Michael Hoffmann, Geschäftsführer der Ärztekammer des Saarlandes, war man sich einig, dass solche Veranstaltungen und symbolische Akte notwendig sind, um das Thema Organspende in der Bevölkerung ins Bewusstsein zu rücken, um so einen intensiven Diskussionsprozess anzustoßen.

Ein besonderer Dank ging an das Infoteam Organspende Saar für die beispielhafte Initiative und an die Hauptinitiatoren Hanna Schmitt, Beirat für Organspende im Vorstand Niere Saar, und Klaus Schmitt, Vorsitzender Niere Saar e.V. Die offiziellen Gäste pflanzten in einer gemeinsamen Aktion den von der Stadt Saarbrücken bereitgestellten rotblühenden Kastanienbaum.

Anschließend enthüllten Michaela Nauman, die der Organspende ihres Mannes zugestimmt hatte gemeinsam mit Hanna Schmitt, die ihrer ältesten Tochter eine Niere geschenkt hat, die Stele. Zeitgleich wurden alle, mit Organspendeausweisen, samt Botschaft

„Entscheide Dich“, versehenen Ballons in den strahlend blauen Himmel geschickt!

Das Verlesen der Gedenktafel – Inschrift auf der Stele durch Frau Schmitt bildete den Abschluss der Feier.

Bei einem kleinen Umtrunk in der Kirche, gab es noch ausreichend Gelegenheit zum Gedankenaustausch. In geselliger Runde ließ man die gelungene Aktion ausklingen.

Hanna Schmitt